Sie nagen, nisten sich ein und übertragen im schlimmsten Fall Krankheiten. Ignorieren ist keine Strategie, denn bei Wanderratten vermehren sich schnell. Doch was hilft gegen diese Schadnager? Welche Mittel und Hausmittel es gibt, wie sich die Schädlinge erkennen lassen und ob sie meldepflichtig sind.
Wander- und Hausratten sind weitverbreitete Vorrats-, Material- und Gesundheitsschädlinge. Zutraulich sind sie nicht, sondern von Haus aus scheu. Während die Sichtung einer Ratte in der freien Natur als zunächst einmal unproblematisch ist, gilt es bei Ratten im Garten oder in der Nähe des Hauses aufmerksam zu sein. Denn Ratten, die sich Menschen verstärkt nähern, sind ein Alarmsignal, das sagt: „Dort, wo ich lebe, gibt es nicht genug zu fressen!“ Dies deutet auf Befall durch weitere Tiere hin.
Woran sich ein Rattenbefall erkennen lässt
Wanderratten nehmen zumeist die gleichen Laufwege und hinterlassen dabei Pfotenabdrücke im Staub, Nagespuren, Kot, Urin, fettige Lauf- und Schmierspuren und Gerüche. Große Populationen verraten sich durch typischen Uringeruch nach Ammoniak sowie durch – erregerbelastete – kugelförmige bis längliche Kotspuren. Sie nagen Lebensmittel, Pflanzen, Leitungen, Kabel und Objekte aller Art an – ganz gleich, ob aus Holz oder Kunststoff. Nach Einbruch der Dämmerung können Sie die nachtaktiven Tiere rascheln und kratzen hören.
Unterschied zwischen Wander- und Hausratte
Neben der Wanderratte zählt die Hausratte zu den in Deutschland heimischen Rattenarten. Die Rassen lassen sich anhand einger Merkmale recht zuverlässig unterscheiden:
- Fellfarbe: Das Fell der Hausratte ist deutlich dunkler und bewegt sich zwischen grau bis schwarzgrau. Außerdem ist es einfarbig. Das Fell der Wanderratte hingegen ist grau bis hellgrau und häufig heller unter dem Bauch.
- Größe: Mit 22 bis 28 cm ist die Wanderratte deutlich größer als die Hausratte, die lediglich eine Länge zwischen 15 und 25 cm misst.
- Vorkommen: Während die Wanderratte vor allem außerhalb von Gebäuden wie in Gärten vorkommt, nisten sich Hausratten deutlich öfter in Gebäuden ein.
Weltweit gibt es etwa 500 Rattenarten, die sich auch in der Größe unterscheiden. Die große Wanderratte ist die Stammform von Ratten, die als Haus- oder Labortiere gehalten werden. Wie unterscheiden Sie eine Wanderratte (Rattus norvegicus) von einer Hausratte (Rattus rattus) oder Rassen wie Hausmaus, Wühlmaus oder Bisamratte? Zumal Befall durch Hausratten gern mit Mäusebefall verwechselt wird.
Hausratten zeigen graubraunes, eher uneinheitlich gefärbtes Fell. Ihr Schwanz ist nicht länger als ihr Körper. Im Unterschied zur Hausratte besitzt die große Wanderratte einen starken, 12 bis 32 cm langen Schwanz – länger als Kopf und Rumpf zusammen. Ausgewachsene Männchen werden bis zu 30 cm lang und bringen bis zu 500 g auf die Waage. Der Körperbau ist kräftig, der Schädel kantig mit stumpfer Schnauze. Je nach Lebensalter zeigt das Fell eine graubraune, braungraue oder braunschwarze Färbung.
Wie leben Wanderratten?
Ratten leben in Familien von 60 und mehr Tieren zusammen – und vermehren sich rasant: Die Weibchen können mit einem Wurf im Schnitt neun Junge zur Welt bringen – und dies sechsmal pro Jahr. Schon nach zwei Monaten sind die Jungen ebenfalls geschlechtsreif. Dass die große Wanderratte selten älter als ein Jahr wird, tröstet da kaum. Denn die cleveren Nager sind nicht nur gebärfreudig, sondern auch flexibel.
Obwohl nachtaktiv, passen diese Tiere ihr Verhalten mühelos an. Ratten, die in Büros nach Dienstschluss am hellichten Tag über Tische und Bänke gehen sind ein Alarmsignal. Das bedeutet, dass die Population mittlerweile so groß geworden ist, dass einige Tiere zur Nahrungsaufnahme auf den Tag ausweichen.
Aggressiv werden Ratten jedoch nur, wenn man sie in die Enge treibt. Eine Wanderratte kann bis zu eineinhalb Meter hoch springen, gut klettern, schwimmen – und sogar nach Kois im Gartenteich fischen.
Wo findet man Wanderratten?
Praktisch überall. Ursprünglich aus Ostasien stammend, folgen Ratten uns Menschen – selten sichtbar, aber stets präsent. Zum Beispiel im Untergrund: Allein in New York leben mit 16 Mio. Tieren etwa doppelt so viele Ratten wie Menschen. Häufiger Gebäudeschwachpunkt sind die Toiletten, so dass die Wanderratte ihren Weg über den Kanal ins Innere bahnt. Rattenbefall in Kanalsystemen muss bekämpft werden, weil dort eine hohe Keimdichte herrscht. Neben der Kanalisation finden Sie die Wanderratte in:
- Kellern
- Parks
- Tierställen
- Schlachthöfen
- lebensmittelverarbeitenden Betrieben
- Getreidesilos
- Müllhalden
- Büro- und Wohngebäuden
Was nicht heißt, dass dort ihr Lebensmittelpunkt ist: Im Unterschied zur Hausratte schafft sich die Wanderratte einen Erdbau mit zwei Eingängen. Von dort aus wandert sie zwischen Kanal und Gebäuden, in der Lage, Bodenablaufgitter zu zernagen und sich durch wenige Millimeter enge Öffnungen zu quetschen.
Was frisst die Wanderratte?
Wanderratten sind Allesfresser. Als Räuber tötet die Wanderratte Enten- und Hühnerküken; auch Aas steht auf dem Speiseplan. Am liebsten jedoch mag die Wanderratte Pflanzliches wie Gemüse, Obst und Getreide. Ärgerlich in Landwirtschaft und Tierhaltung, wo die Schädlinge an Getreidevorräte und Mastfutter gehen, diese mit Exkrementen verunreinigen und so Tierseuchen übertragen. Wo man sie lässt, zernagt die große Wanderratte auch feste Verpackungen und findet fast überall Nahrung – in Küchen, Lagerräumen und Lebensmittelbetrieben.
Ein Szenario
2005 ging das Beispiel eines Wohnhauses in der Nähe einer Kläranlage durch die Presse. Direkt daneben lag ein altes, verlassenes Backsteinhaus, voller Risse und Löcher im Mauerwerk – perfekt als Weg hinein. Außerdem lud ein ehemaliger Hühnerstall voller Müll und Gerümpel zum Einnisten ein. Über einen hohen Obstbaum im Garten gelangten die Wanderratten auf den Dachboden des Zweifamilienhauses, nutzten eine alte Matratzenfüllung zum Nestbau – und fraßen sich durch Vorratssäcke aus Mais und Getreide im Speicher. Mehr noch: Sie nagten Löcher zum Treppenhaus und in die Tür zum Waschkeller, um dort in schmutziger Wäsche zu nisten. Letztendlich zeigten zahlreiche Urinspuren und Beläge den ausgedehnten Rattenbefall – voller miteinander verbundener Nest- und Fraßplätze. So eroberten die Schadnager das Haus – vom Keller bis zum Dach.
Was macht die Wanderratte so gefährlich?
Der Nahrungsmittelschädling kann über 100 verschiedene Krankheiten übertragen, wie z.B:
- Salmonellen
- Tollwut
- Hepatitis
- SARS
- Hantaviren
Auch die lebensbedrohliche Leptospirose, die zu Nieren- und Leberversagen führen kann, wird durch Rattenurin übertragen. Darüber hinaus ist die Wanderratte auch Wirt von Flöhen, weitere Erreger im Gepäck. Haben sich Fressschädlinge über Lebensmittel hergemacht, sind diese – durch Kot, Urin und Speichel – kontaminiert und qualifizieren sich nur noch zum Wegwerfen. Hygieneschäden können Lebensmittelvergiftungen verursachen.
Natürliche Mittel gegen Ratten
Sie möchten die Wanderratte loswerden? Überzeugen Sie sie, dass bei Ihnen nichts Essbares (mehr) zu holen ist. Dann zieht die Gemeinschaft neuen Domizilen entgegen.
Angesichts der immensen Plage keine Option? Sie möchten die Tiere ohne Rattengift und Rattenfalle loswerden? Die gute Nachricht: Gegen Ratten gibt es zahlreiche Hausmittel. Die schlechte: Hausmittel vertreiben Ratten nicht, sondern halten einen Befall bestenfalls in Grenzen. Oder zeigen gar keine Wirkung – wie Ultraschallgeräte aus dem Baumarkt oder Backpulver, das Ratten als Nahrungsquelle sowieso verschmähen. Essig und ätherische Öle wie Minze, Lavendel oder Nelke dagegen sind Gerüche, die Wanderratten ekeln: Großzügig im Bereich der Laufwege verteilt, hilft dies, eine beginnende Rattenplage kurzzeitig einzudämmen – bis sich die schlauen Nager neue Laufwege suchen. Alternativ können Sie es mit Chlorkalk und terpentingetränkten Tüchern versuchen. Rattengift aus Branntkalk, Mörtel und Zucker selbst herstellen? Finger weg – solche Giftköder gefährden nicht nur andere Tiere, sondern locken nur noch mehr Ratten an.
Ratten in die Falle locken
Rattenfallen arbeiten mit einer Kombination aus Köder und mechanischer Falle. Richtig platziert, gehören Wanderrattenfallen zu den erfolgversprechendsten Methoden, die Schadnager nachhaltig zu vertreiben.
Als Köder eignen sich z. B:
- Erdnussbutter
- Nuss-Nougat-Creme
- Schokolade
- Trockenfrüchte
- getrocknetes Fleisch oder Fisch
Fallen wie z. B. Klebefallen, in denen Tiere qualvoll verenden, verbietet das Tierschutzgesetz. Lebendfallen sind tierfreundlicher: Berührt die Ratte den Köder, löst dies einen Mechanismus aus – die Tür schließt sich. Eine Lebendfalle lässt die Wanderratte am Leben – vorausgesetzt, Sie kontrollieren Ihre Lebendfallen regelmäßig oder nutzen digitale Fallen, die anzeigen, wenn eine Ratte gefangen ist. Anders so genannte Schlagfallen: Hier löst die Wanderratte per Trittmechanismus einen Schlagbügel aus, der ihr das Genick bricht. Auch elektrische Fallen töten die Schadnager sofort, wenn sie nach dem Köder schnappen – per Stromschlag.
Wenn es nicht anders geht: Ratten mit Gift töten
Eines gleich vorab: Ratten sind schlau. So schlau, dass sie begreifen, dass zwischen Giftköder und Tod ein Zusammenhang besteht. Und lernfähig: Was den Artgenossen umbringt, rühren sie nicht mehr an. Oder schicken schwache Tiere sicherheitshalber als Vorkoster voran. Auch markieren Alttiere Giftköder mit Kot, um die Jungtiere zu warnen. Weshalb darauf zu achten ist, ein Rattengift mit Wirkungsverzögerung zu verwenden. Inzwischen sind (Wander-)Ratten jedoch gegen viele Präparate bzw. Rodentizide resistent. Kurz, jede Maßnahme ist auf die Situation vor Ort präzise abgestimmt sein – von Fraßköder über passende Köder- und Detektionsbox bis zu Wirkstoffwahl, Dosierung und Platzierung.
Weshalb Rattengift in die Hand qualifizierte Schädlingsbekämpfer gehört, manipulationsssicher geschützt und für Mensch und Haustier unbedenklich. Die Ratten nehmen einen Köder nicht an, weil sie schon an ein bestimmtes Futter wie Getreidekörner gewöhnt sind? Dann kann dieses mit einem amtlich zugelassenen Wirkstoff versetzt werden. Zuständige Behörde ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das halbjährlich eine aktuelle Liste zugelassener Pflanzenschutzmittel veröffentlicht – Rodentizide eingeschlossen.
Wann sind Wanderratten meldepflichtig?
Immer! Ordnungsamt und Gesundheitsamt sind erste öffentliche Ansprechpartner bei Rattenplagen. Bundesweit erhalten die Ordnungsämter verstärkt Meldungen aus der Bevölkerung. Bei Sichtung einer Wanderratte auf dem Grundstück besteht für Eigentümer sofortige Meldepflicht. Ratten sind Krankheitsüberträger, die nach § 2 Infektionsschutzgesetz als gefährliche Gesundheitsschädlinge gelten. Betroffene können Rattenbefall schriftlich, telefonisch oder per E-Mail melden. Die Kosten der Rattenbekämpfung trägt der Grundstückseigentümer; die Maßnahmen stehen in der Schädlingsbekämpfungsverordnung.
Wie Wanderratten vorbeugen?
Prävention hat das Ziel, es Ratten ungemütlich zu machen! So siedeln sie sich gar nicht erst an. Die Wanderratte lebt nur dort, wo sie Nahrung und Nistplätze findet. Entziehen Sie ihr diese Lebensgrundlagen. Bewahren Sie Lebensmittel unzugänglich auf und beseitigen Sie Müll und Gerümpel. Ohne Verstecke als Rückzugsorte erledigen auch natürliche Feinde wie Katzen, Marder und Greifvögel einen Teil der Rattenjagd.
Diese Verhaltensregeln sollten Sie beherzigen:
- Speisereste nie über Toilette oder Abfluss entsorgen
- überquellenden Komposthaufen vermeiden
- kein gekochtes Essen auf den Kompost geben
- Deckel zu! von Mülleimer und Biotonne
- Verpackung von Essensresten reinigen, dann in den Gelben Sack
- Abfälle erst am Abholungstag an die Straße stellen
- Tierfutter-Gebinde verschlossen lagern
- bei Tierhaltung auf saubere Käfige achten
Wie verhindern, dass Ratten ins Haus gelangen?
Die Wanderratte kommt über Garage, Hunde- oder Katzenklappe, vertikale Fallrohre und viele weitere Wege ins Innere. Schließen Sie auch bauliche Schwachstellen wie Ritzen und Fugen – und die Türen zu Hof und Garten im Winter. Kellerfenster sind engmaschig mit Edelstahlgewebe zu vergittern, Tür- und Torspalten durch Bürstenleisten zu sichern. Rückstauklappen für Abwasserrohre versperren Ratten ebenfalls den Weg; Rohrschäden sind direkt zu beheben. Und ja, die Wanderratte begrüßt Sie auch auf der Toilette. Ihr Sanitärbetrieb baut Ihnen gern eine Rattenklappe als Rattenschutz in den Abfluss ein.
Wann sich ein Schädlingsbekämpfer lohnt
Ein nach ISO 9001 zertifizierter Sachverständiger für Schädlingsbekämpfung berät Sie kompetent zu möglichen Vorgehensweisen, aber gibt auch wertvolle Tipps zur Vorbeugung. Unsicher, ob es sich um Wanderratten handelt? Ihr Kammerjäger Ihres Vertrauen schickt zur Abklärung auch Proben ins Labor. Seine Inspektion ist gründlich, ein genauer Schädlingsbekämpfungsplan die Basis für jeden Einsatz. Nicht nur Privatkunden, auch Firmenkunden wie etwa Lebensmittelverarbeiter profitieren, z. B. dank HACCP (hazard analysis and critical control points), einem strategischen Hygienemanagement.