Ratten gelten zu Recht als Schädlinge, insbesondere wenn sie gehäuft auftreten. Eines der beliebtesten Mittel zur Rattenbekämpfung neben Fallen ist Gift. Es gibt aber auch Hausmittel, die ohne Chemie auskommen. Welche das sind, welche Arten von Rattengift es gibt, wie es sich sogar selbst herstellen lässt und wo vergiftete Ratten sterben.
Ratten in Haus und Garten
Zwei Rattenarten werden hauptsächlich als Schädlinge bekämpft – die Hausratte und die Wanderratte. Hausratten sind etwas kleiner als Wanderratten, haben ein dunkelgraues bis schwarzes Fell und leben gerne in Kellern oder auf Dachböden. Wanderratten sind dagegen größer, ihr Fell ist braun-grau bis braun-schwarz und ihr favorisierter Lebensraum ist die Kanalisation. Die Hausratte wird bei uns zunehmend von der Wanderratte verdrängt. Wenn Sie Rattenbefall feststellen, handelt es sich meist um Wanderratten.
Ratten können Krankheiten und Parasiten übertragen. Sie nagen Lebensmittel an, die für den Menschen anschließend ungenießbar sind, hinterlassen an ihren Fraßstellen und Laufwegen Rattenkot und Urin, selbst Elektroinstallationen und Dämmmaterialien sind nicht vor ihnen sicher. Die Tiere sind sehr vermehrungsfreudig. Wo eine Ratte gesichtet wird, kann bald mit stärkerem Rattenbefall gerechnet werden. Deshalb ist frühzeitiges Agieren angesagt.
Arten von Rattengift und wie es funktioniert
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Rattengift – sogenannte Vitamin-K-Antagonisten und Phosphinbildner. Wie dieses Gift verwendet wird, kann unterschiedlich sein. Oft handelt es sich um Fraßköder in Form von Pellets oder Beuteln. In Gasform sind sie ausschließlich professionellen Schädlingsbekämpfern vorbehalten.
Vitamin-K-Antagonisten
Vitamin-K-Antagonisten hemmen die Blutgerinnung und greifen die Blutgefäße an, so dass die Ratte an inneren Blutungen zugrunde geht. Man unterscheidet Wirkstoffe der ersten und der zweiten Generation. Warfarin und Coumatetralyl gehören zu den Wirkstoffen der ersten Generation. Ihre Wirkung ist inzwischen zum Teil eingeschränkt, da die Tiere Resistenzen entwickelt haben. Vitamin-K-Antagonisten der zweiten Generation nutzen als Wirkstoffe Difenacoum, Brodifacoum, Flocoumafen oder Difethialon. Die Giftwirkung ist sehr stark. Seit einer EU-Verordnung 2013 dürfen Vitamin-K-Antagonisten nur noch im Fachhandel an fachkundige Experten wie Schädlingsbekämpfer verkauft werden. Frei zugänglich ist Rattengift der ersten Generation.
Phosphinbildner
Phosphinbildner nutzen als Gift Phosphorwasserstoff (Phosphin) – dieses Nerven- und Stoffwechselgift ist ebenfalls sehr stark. Das Rattengift wird zur Begasung und als Fraßgift eingesetzt. Bei Begasungsmitteln bildet sich das giftige Phosphin aus der Verbindung verschiedener Phosphide mit Erdfeuchtigkeit. Bei phosphinbildenden Fraßgiften wird Zinkphosphid eingesetzt, dass mit der Magensäure der Tiere reagiert. Die Begasung ist in Deutschland erlaubnispflichtig und kommt üblicherweise für den privaten Hausgebrauch nicht in Betracht. Phosphinbildende Fraßgifte sind dagegen zugänglich.
Eine Köderbox ist Pflicht
Rattengift sollte nie offen auf der Bodenoberfläche ausgelegt werden, da es auch andere Tiere fressen können und ggf. die Neugier von Kindern weckt. Schon mancher Hund ist ein Opfer von Rattengift geworden. Eine Lösung ist der Einsatz einer Köderbox. Die Boxen sind so gebaut, dass keine anderen Tiere an das Rattengift gelangen können. Eine Drahtfixierung sorgt dafür, dass das Gift an Ort und Stelle gefressen werden muss und nicht weggeschleppt werden kann. Köderboxen sind im Gartenhandel erhältlich. Wer handwerklich geschickt ist, kann sie auch problemlos selbst machen. Rattengift sollte grundsätzlich nur für seinen Bestimmungszweck eingesetzt werden – also zum Beispiel nicht gegen Wühlmäuse oder gar gegen Waschbären.
Wie sieht Rattengift aus?
Das Gift findet man in sehr unterschiedlichen Formaten – als Getreidekörner (Giftweizen), Pellets, Pads, Tabletten und in anderen Formen. Manchmal werden für die richtige Portionierung bereits vordosierte Beutel angeboten. In der Regel sind die Fraßgifte auffällig gefärbt (blau, rot oder rosa), um sie als Rattengift kenntlich zu machen. Weiße Kugeln als Format sind eher unüblich. Meist handelt es sich hier um ein Dünge- oder Pflanzenschutzmittel, nicht um Rattengift.
Wie schnell wirkt Rattengift?
Rattengift wirkt nicht sofort. Die Schnelligkeit der Wirkung hängt auch von der Dosierung ab. Ist die Dosis extra stark, kann sich bereits nach wenigen Stunden der gewünschte Effekt einstellen. Es können aber auch zwei bis drei Tage vergehen, bis die Ratte verendet. Der „Zeitverzögerungseffekt“ bei Rattengift ist gewollt. Eine verendete Ratte neben einer Köderbox ist für Artgenossen ein Alarmzeichen. Die Köderbox wird in der Folge konsequent gemieden und verfehlt dann den Zweck.
Wieviel Rattengift muss eine Ratte fressen?
Das hängt von der jeweiligen Konzentration des Giftstoffes im Köder ab. Üblich ist eine Konzentration 0,05 g Gift/kg Köder. Portionierte Rattengifte werden häufig in 15 g-Dosen angeboten. Da sich oft mehrere Ratten in einer Köderbox bedienen, empfiehlt sich eine Bestückung mit rund 150 g.
Rattengift selbst herstellen
Online kursieren verschiedene Anleitung, wie sich Rattengift mithilfe von Gips, Maismehl und Milch selbst herstellen lässt. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Mittel, das helfen kann. Der Gips verursacht Buchschmerzen bei den Tieren und führt zu einen langsamen, qualvollen Tod über mehrere Tage. Aufgrund des qualvollen Todes der Tiere ist dringend von der Anwendung abzuraten. Ohnehin ist es oft so, dass die Schadnager die selbst gemischten Köder nicht aufnehmen.
Wo sterben vergiftete Ratten?
Bis das Rattengift zum Tod der Schädlinge führt vergehen Stunden bis Tage. Deshalb lässt sich nicht genau vorhersehen, wo sich die Ratte in diesem Moment befindet. Wahrscheinlich jedoch zieht sich die vergiftete Ratte in ihr Nest oder Gang zurück, sobald die Wirkung einsetzt. So suchen die Schadnager entlegene, versteckte Orte auf, wenn es ihnen nicht gut geht.
Ein Risiko besteht in der Sekundärvergiftung. Dabei nehmen Haustiere oder andere Raubtiere den Kadaver der vergifteten Ratte auf und werden dadurch ebenfalls mit dem Gift konfrontiert. Es gilt deshalb, betroffene Bereiche gründlich zu kontrollieren. Einen Hinweis, wo sich der Kadaver befindet, kann ein Verwesungsgeruch geben.
Hausmittel statt Chemie
Grundsätzlich ist es auch möglich, Ratten ohne Einsatz von Rattengift zu bekämpfen. Ein traditionelles Mittel ist die Schlagfalle. Hier wird die Ratte mit einem ungiftigen Köder in die Falle gelockt. Beim Versuch an Futter zu gelangen, löst das Tier über den Trittmechanismus einen Metallbügel aus und wird dadurch erschlagen. Manche Rattenfallen arbeiten auch mit Strom. Hier sorgt ein tödlicher Stromschlag für das Rattenende. Eine tierschonende Alternative sind Lebendfallen. Die Ratte wird hier nur gefangen und kann dann – möglichst weit weg – in der freien Natur ausgesetzt werden.
Da Ratten sehr misstrauisch sind, kann es einige Zeit dauern, bis sie in die Falle gehen. Manchmal funktioniert das auch gar nicht. Aus diesem Grund wenden professionelle Kämmerjäger zumeist eine Kombination aus Gift und Fallen, um Ratten zu bekämpfen.
Als weitere Hausmittel gegen Ratten werden häufig penetrante Gerüche empfohlen. Ziel ist, die Tiere vom eigenen Grund und Boden zu vertreiben. Ätherische Öle wie Kamillen-, Minzen- oder Nelkenöl sollen Ratten nicht mögen. Das wird auch Essig und Terpentin nachgesagt. Ein anderes Mittel ist Calciumcarbid, das nicht nur einen unangenehmen Geruch sondern auch eine brennende Wirkung auf die Schleimhäute besitzt. Solche Hausmittel lassen sich oft problemlos selbst machen, ihre Wirkung ist aber umstritten. Ein wirksames Mittel gegen Ratten ist dagegen die Katze im Haus.
Wann sollten Ratten professionell bekämpft werden?
Immer wenn Ratten im Garten wiederholt oder in der Mehrzahl auftreten, sollte ein berufsmäßiger Schädlingsbekämpfer gerufen werden. Er kann professionelles Gift einsetzen und sorgt dafür, dass das Rattenproblem nachhaltig gelöst wird. Im Haus, der Garage oder auf dem Dachboden macht es Sinn bereits ab der Sichtung eines Tieres einen Profi zu kontaktieren.